Sonntag Morgen, pervers früh, alles ist noch dunkel und wir ziehen uns die wärmsten Klamotten über. Im Anschluss hockt sich unser Körper in die Karre während der Geist noch tief am Schlummern ist. Kurz nach 06.00 Uhr treffen wir beim Zwergenbahnhof „Interlaken Ost“ ein. Da steigen wir in eine steinalte Bahn, mit Holzbänken und Netzchen-Gepäckhalter ein.
Die Fahrt durch Wälder und über Wiesen ist hübsch. Man fährt an einem Basislager der Rega vorbei, sieht am Waldrand einen steil angelegten Friedhof und irgendwann kommt man in einem Bahnhöfchen an.
In Wengen (DEM Wengen, wo das Lauberhornrennen stattfindet) steigen wir in ein noch älteres Bähnchen um. Pure Nostalgie spürt man hier. So müssen Oma und Opa in jungen Jahren gereist sein. Oder war es vielleicht sogar Ur-Oma und Ur-Opa? Es ist noch alles so, wie anno dazumal. Alles ruckelt, alles quitscht – einfach schön.
Wir tuckern mit dem Züglein immerzu berghoch. Die Aussicht ist fantastisch und plötzlich ist sie da. Gross! Grau! Imposant! Die Eiger Nordwand!!!
Auf der kleinen Scheidegg legen wir eine kleine Pause ein. Jaaa, der Körper muss sich langsam an die dünner werdende Luft gewöhnen. Bis die Jungfraubahn losfährt, vertreibt man sich die Zeit mit der Verarschung der lieben Gäste aus Japan und China (Hemmungsloses ins Foto hüpfen und dabei das Victory-Zeichen in die Photolinse des überraschten Asiaten drücken ist im Moment sehr angesagt).
Dann gehts los. Die Jungfraubahn tuckert los. Von der Nostalgie erkennt man in dieser Bahn nix mehr. Alles ist modern, auf Flatscreens wird man mit vielen Infos zum Bau der Jungfraubahn bedient und vor den Zwischenstopps erzählt das Männchen im Lautsprecher in allen möglichen Sprachen extrem wichtige Wichtigkeiten. Ja, und dann kommt eben der erste Zwischenstopp. Man befindet sich mitten in der Eiger Nordwand, gafft mit den lieben Freunden aus Asien aus einem Fenster und bestaunt die Höhe, das Steile, das Vereiste und einmal mehr die Aussicht.
Das Fährtchen geht weiter und dann ist man da: Top of Europe! Die Luft hier ist tatsächlich etwas dünner als in meiner Heimatstadt. Wir alle keuchen ein bisschen und ich glaube gesehen zu haben, dass der eine oder andere Chinese Grün im Gesicht ist. Wir dackeln direkt zum Eispalast. Jawoll, der Eispalast ist ein ins ewige Eis gearbeiteter Pfad. Wir befinden uns mitten in einem Gletscher und ich will gar nicht wissen, wieviele Kubik Eis sich über meinem Kopf noch befinden.
Nach dem Eispalast sollte es dann soweit sein: Es ist Zeit für einen kleinen Walk auf der Jungfrau. Hier könnte man nun erzählen, wie toll die Aussicht ist und wie fantastisch das Wetter war. Aber was bringen hier schon Worte….
Eben, die Aussicht war phänomenal und der Aletschgletscher bettete sich wunderbar zwischen den Bergen ein. Einfach Hammer! Galaktisch! Umwerfend! Boah…
Nach einem kleinen Walk quer über den Gletscher war noch ein Trip zur Sphinx angezeigt. Die Spinx ist eine Forschungsstation auf der Jungfrau. Wer sich über Atmosphärenforschung mit Laser informieren möchte, soll sich bei der Forschungsstation melden. LIDAR-Systems oder ein SAOZ-Spektrometer gehören wohl zu den Maschinchen, die so einen Forschungsstationsmitarbeiter endlos glücklich machen und über die wohl auch endlos diskutiert wird…
Die Sphinx selber ist ein hübscher Bau, welcher auf einem Eisengitter umgeben ist. Auf diesem Gitter kann man rund um das Gebäude dackeln – und wer unter Höhenangst leidet, kann zwischen den Gitterstäben ins Tal kotzen!
Tja…und immer ist man schön am keuchen…die liebe Luft.
Nach ein paar Stunden verabschiedet man sich dann von den Bergen, der dünnen Luft, dem Schnee, den Husky-Hunden, den „Eingeborenen“, dem Top of Europe und man geht zurück ins Flachland. Da ist alles wieder Grün, die Luft ist schön dicke, alternde Muttis tragen ihre Yorkshire-Terrier in Täschchen herum, Kinder streiten sich wegen jedem Scheiss und Erwachsene benehmen sich keinen Deut besser. Hmm…Ich komme zum Schluss: Ein Ausflug auf die Jungfrau würde jedem Menschen gut tun!